Nebenan Auschwitz – Erinnerungskultur im Alltagsmuseum

Im Sommer 2020 saß ich mit einer Kollegin im Hinterhof der beiden Fotografen Kai Loges und Andreas Langen, die gemeinsam als arge lola arbeiten. Sie hatten uns eine Broschüre in die Hand gedrückt, die Fotos zeigten, die sie in Oświęcim (Auschwitz) aufgenommen hatten. Sie zeigten die Vielschichtigkeit des Ortes und den Alltag der Menschen, die dort leben. Am Eingang zu Höllenschlund.

Uns war klar, dass wir diese Fotos in eine Ausstellung umsetzen wollten. Es gab zwar bereits eine Fassung, die durch die Landeszentrale für politische Bildung in Baden-Württemberg verliehen wurde. Diese zeigte die Fotos aber nur in sehr kleinen Formaten und war auch inhaltlich nicht kuratiert.

Ein wunderbares Team am Landesmuseum Württemberg setzte die Ausstellung um mit der Gestalterin Ina Bauer, die eine Hand für die richtige Geste in der Ausstellung hatte. Groß und fett stand das Wort „Nebenan“ in der Ausstellung, den ganzen langen Flur entlang. Das beeindruckte, aber überwältigte nicht. Nebenan ist der Titel der Ausstellung, er war den Fotos schon mitgegeben. Es geht um das nebenan von Zeiten, Räumen und Menschen. Und das macht die Ausstellung so eindrücklich.

Im Museum der Alltagskultur zeigten wir die Ausstellung von 26. November 2021 bis zum 8.Mai 2022, also mitten in der Corona-Zeit. Die Eröffnung fiel aufgrund der Beschränkungen aus. Ein Schicksal, das die Ausstellung nicht verdient hatte. Ebenso fielen weite Teile des Begleitprogramms aus. Ich hatte eine Vortragsreihe organisiert bei der es um verschiedenen Perspektiven auf das Thema Erinnerungskultur gehen sollte. Dies war nicht möglich. Zum Glück ließen sich jedoch alle Referent*innen darauf ein, statt des Vortrags eine Podcast-Folge mit ihrem Thema aufzuzeichnen. Wir hatten bis dahin keinen Podcast, aber noch Restmittel um Technik und Unterstützung bei der Produktion zu finanzieren. So wurde der Podcast „Inside Alltag“ geboren, und mit ihm seine erste Staffel zum Thema Erinnerungskultur, bestehend aus einem Trailer und sieben Folgen.

Wir hatten uns während der Entwicklung der Ausstellung dazu entschieden „nebenan“ wanderfähig zu produzieren, verbunden mit der Hoffnung, sie an einem anderen Ort mal zeigen zu können. Und genau dies ist seit dem 6.Juli 2023 der Fall. Bis zum 8.Oktober 2023 kann in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg die Präsentation gesehen werden. An einem viel authentischeren Ort als es unser Jagdschloss je sein könnte. In diesem Ausstellungsgebäude überlagern sich die Spuren der NS-Zeit, der Nachkriegszeit aber auch der Vergänglichkeit. Dies zusammen mit den Fotos regt das Nachdenken über Erinnern und unsere Erinnerungskultur an.

nebenan in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg